5 Touren, kein Gipfel. Das ist das Montafon.
16. – 23. Februar 2025 – Fünf Touren, 4000 Höhenmeter, 25 Stunden Genusszeit, kein Gipfel. Ausgangspunkt: Gaschurn im Montafon
Liebe Tourenblog-Freund*innen,
ich bin zurück.
Ich hatte mir 5 Tage vor meinem Pensionsantritt beim Abstieg von der Hochalmspitze die Kniescheibe gebrochen. Hubschrauber, und das ganze Programm. Inzwischen bin ich im Ruhestand, predige und berate weiterhin mit Leidenschaft … und bin auch wieder in den Bergen. Patrick Todjeras hat mich eingeladen, den Tourenblog aufleben zu lassen. Das mache ich gerne!
Ich beginne mit einem Bericht von unserer Urlaubswoche in Gaschurn, Vorarlberg. Wir waren in der Pension Rudolph einquartiert – dem kleinen Hotel von Katharina und Hanno Hämmerle, den Eltern von Alessandro, Michael und Luca.
Von dieser wunderbaren Home-Base aus haben wir 5 Touren unternommen: eine schöner als die andere, mit einem einzigen, kleinen Makel: Wir haben keinen Gipfelsieg erringen können. Hier die Details:
Montags: rein nach Partenen, rauf mit der Vermuntbahn auf 1700 m, und dort oben nicht wie alle anderen in den Bus zur Bielerhöhe, sondern in die Schier, der Spur nach zum Breitfielerberg. Ums kurz zu machen: Es war die schönste Tour von allen! Herrliche, steile Tiefschneehänge, genug Platz für die eigene Spur, Prachtwetter, fast völlig allein im Gelände – ein Traum! Gabi und ich sind geschwelgt im Powdern! Ähm: der Gipfel war ein steiler, tiefverschneiter Zapfen, sodass wir ca. 2 Höhenmeter unterhalb aufgegeben haben – genau wie die, die bis dorthin gespurt hatten.

Dienstags: rauf nach Gargellen, und schnurstracks nach Süden, bis sich das Tal nach links dreht. Weiter nach hinten Richtung Talschluss, bis zur alten Zollhütte hinauf. Da war für mich die Puste aus. Ich habe mich noch auf den nächsten Geländeabsatz geschleppt, und Schluss, Aus. Dose leer. Die Paschianichöpf (welche Sprache ist das???), unser Tagesziel, lachen von Süden herüber – und ich weiß: Wir kommen wieder! Dennoch eine unbeschreiblich schöne Tour!

Mittwochs: Unser ‚Ruhetag‘ – wir machen was Kleines, Einfaches. Schließlich wollen wir endlich den ersten Gipfel einsacken: Von Gargellen rauf mit der Schafberg- und dann mit der Kristallbahn (dynamic pricing erfordert 82€ fort hat), abfahren, bis sich in einer Rechtskurve die Spur dem St. Antönier Jöchle entgegen hinaufzieht. Dort schaut man in die Schweiz, und das Schweizer Funknetz schaut in unseren Handys nach… Das Ziel ist nahe! Runter in die Senke, gegenüber wieder hoch, bis zum Gratbeginn. Schier weg, und rüber zum Gipfelkreuz. Hm. Der Grat ist doch a bissl schmal. Und die Tritte sind teilweise vereist. Ich verstehe, warum manche Tourengeher Steigeisen im Rucksack haben, und wir drehen um. Alternativ besteigen wir den namenlosen Zurken gegenüber…

Donnerstags: Wieder Gargellen, aber gleich links rein ins Vergaldnertal. Eigentlich ein Lawinen-Hochrisiko-Gebiet, aber es hat so wenig Schnee. Einen Lawinenkegel queren wir, das war’s. Nach gut einer Stunde ostwärts sind wir beim Einstieg, rechts hinauf Richtung Schneeberg – ein vielbegangener Geheimtipp. Großartiges Tourengelände, unendliche Weiten, steile Nordhänge, zerfahrener Pulverschnee…Wir folgen der Spur bis zum Gipfel, Schidepot, die letzten Meter wieder zu Fuß. Am höchsten Punkt müssen wir feststellen: wir sind nicht am höchsten Punkt. Es ginge – mit Schiern – wieder runter, und dann nochmals rauf, noch 17 Meter höher. Wir schenken uns das, und feiern Gottes Schöpfung auf einer unbenannten Kuppe.

Freitags … legen wir einen Pistenschitag ein. Ein Erlebnis der gaaaanz anderen Art.
Samstags: Zum Abschluss noch was Gemütliches! Wir planen gar keinen Gipfel mehr ein, wir wollen auf das Schlappiner-Joch. Von Gargellen nach Süden, und dann nicht ins Wintertal, sondern gerade weiter, die steilen Hänge hoch. Ein kräftiger Südwind bläst uns entgegen, und den Triebschnee in die Spur. Extrem unangenehm zu gehen! Mit vielen Spitzkehren und viel Zurückrutschen kommen wir zur alten Zollhütte. Dort begegnen uns andere Tourengeher. Sie raten uns ab, die letzten 60 Höhenmeter zum Joch rauf in Angriff zu nehmen: „Nur mit Harscheisen möglich!“ Ich drehe a bissl durch: Vier Touren, viermal den Gipfel nicht erreicht. Dann eine fünfte Tour, eh schon kein Gipfelziel mehr, nur noch ein Sattel – und den soll ich auch nicht erreichen? Ich schlurfe entschlossen Richtung Jöchle. Der steile Hang ist so eisig, dass ich die Kanten der Schier richtig hineinschlagen muss: Tritt für Tritt, Schritt für Schritt. Aber – ich war oben. Nur um des Prinzips willen.

Das Abfahren macht Spaß, und das Rausgleiten zur Pizzeria in Vergalden ebenso.
In Summe: Fünf Traumtouren, auch ohne Gipfel. Braungebrannt, dankbar und erfüllt verlassen wir das Montafon, und, liebe Gipfel – sub conditione jacobaea – wir kommen wieder!