Innere Sommerwand, 3123 m –Schitour
1000 Hm, 7 3/4 h, weil ich so langsam war (und weil mit uns 3 Seilschaften am Gipfel waren) Ausgangspunkt: Franz Senn Hütte in den Stubaier Alpen. Die Innere Sommerwand ist eine der leichteren Touren von den unzähligen, die man von der Franz Senn Hütte aus unternehmen kann.
- April 2025
Liebe Tourenblog-Freund*innen,
Gabi und ich hatten uns angemeldet für ein paar Schitourentage mit Bergführer Mandy Hiebl auf der Franz Senn Hütte. Wir wussten, das sind schwere Touren, eher nicht für uns geeignet, aber wir hatten nun mal nur an diesen Tagen Zeit, und: Ich mag Herausforderungen. Eigentlich.
Mandy hatte uns darauf vorbereitet: „Ihr müsst noch ein paar Touren mit 1000 oder 1200 Höhenmetern machen“, hatte er im Februar gesagt. Wenig Schnee, keine Zeit und Kränkeln haben das allerdings nicht werden lassen… Und dann hatte sich Gabi auch noch verletzt! Eine schmerzhafte Brustbein-Prellung stellte das ganze Unterfangen infrage, aber schließlich waren wir – dabei.
Beim Aufstieg zur Hütte lernten wir die anderen vier Teilnehmenden kennen. Vier ganz nette Menschen, sportlich halt.
Auf der Hütte wurde endgültig deutlich, wo wir hingeraten waren: Dort laufen alle prinzipiell mit Klettergeschirr herum, ein paar Karabiner dran, im Rucksack die Steigeisen, und außendran der Pickel. Wirkt martialisch.
Na dann – gute Nacht!
Das Wetter am Morgen ist besser als angekündigt. Wir starten pünktlich. Es geht zügig dahin, zu zügig für uns beide. Gabi ist vorsichtig, ich bin konditionell überfordert. Gut, die Burschen tragen auch einiges an Gewicht auf den Berg (es sind nicht diese ausgemergelten Haut-und-Sehnen-Leistungsmaschinen), aber niemand so viel wie ich. Bei der Pause nach 600, 700 Höhenmetern sage ich dem Bergführer, dass ich Probleme habe … aber mit genügend Proteinen und Magnesium geht’s dann irgendwie bis zum Schidepot. Die anderen sind voll nett, sie lassen uns nicht spüren, dass wir sie aufhalten, aber es fühlt sich be…scheiden an, immer am Limit zu sein, und dennoch der Letzte.
Raus aus den Schiern, rein in die Steigeisen. Ich überlege eine Minute, ob ich noch mitwill – aber dann packt mich der Ehrgeiz: Das schaffe ich. Das raufkraxeln an einem Fixseil zum Grat macht direkt ein bissl Spaß! Da wieder raus aus den Steigeisen, und mit Schischuhen über den felsigen Grat Richtung Gipfel.
Insgesamt drei Seilschaften turnen da in den Felsen herum, machen offensichtlich Übungen – was unser Tempo auf ein Maß reduziert, das auch mir genügend Zeit zum Schnaufen gibt.
Dann sind wir oben!
Jetzt die drei G’s des Bergsteigerlebens: Gipfelfotos, Gebet und Genießen!
Zum Abstieg nimmt der Bergführer Gabi und mich an die kurze Leine (habe ich so unsicher gewirkt?), und langsam, Schritt für Schritt geht’s wieder zurück zum Sattel, und runter zum Schidepot. Anschnallen ist im Steilgelände auch eine Challenge, und dann: ein paar herrliche, genussvolle Schwünge bis die Lunge ‚Hilfe!‘ schreit, runter zu einem sonnigen Platzl für die Jause.
Der Rest runter zur Hütte ist einer der Gründe, warum wir diese Schitourentage früher als geplant beendet haben: Tiefer Sumpfschnee macht fahren und schwingen fast unmöglich. Du fährst, und plötzlich stehst du 30, 40 cm tiefer im weichen Baaz. Und kannst von Glück sprechen, wenn die Schier noch dran sind, bzw. wenn du noch stehst. Hier – eeendlich – kam meine große Stunde: Die aufstiegsstarken Kollegen hatten ihre liebe Mühe, sind gestürzt, haben die Schier verloren, sind im Sumpf versunken, und ich habe ihnen hero-mäßig die Schier gebracht, und ihnen beim Aufkommen geholfen. Naja. Es ist a bissl übertrieben, hat das miese Gefühl, der Bremser gewesen zu sein, nicht aufgewogen, und ehrlich gesagt war ich auch oft in Sturzgefahr.
Was bleibt: eine tolle Hütte, gewaltige Bergzurken, unvergleichliche Eindrücke. Dankbarkeit. Auch für das Gefühl, der Schwächste gewesen zu sein.