Schritt für Schritt

29. März 2021

Der Mond geht gerade hinter den Mandlwand unter, und die Morgendämmerung begrüßt uns. Martin ist längst aus seinem Auto gekrabbelt, in dem er übernachtet hatte, wir fellen auf – und es geht los: Abenteuer Hochkönig! 
 
Kurz Richtung Sonnenaufgang, dann links über die flache Wiese hinauf zum Weg zur Mitterfeldalm. Der zaaht sich schon mal bei wenig Höhengewinn, aber am Morgen ist man voller Erwartungen und Energie… Dann die Mitterfeldalm, geschlossen und verbunkert. Von dort geht’s um die Mandlwänd‘ herum, man quert die steile Schotterries’n unterhalb der Vierrinnenköpfe bei beträchtlichem Höhenverlust, zwängt sich über eine Engstelle mit Drahtseil, bei der ich als Wanderer Höhenangst hätte, und befindet sich im Ochsenkar. Eine kurze Steilstufe noch, dann Pause. Zwischenbilanz: 300 Hm, 2 Stunden. Na, servas, Denke ich…
 

Hier teilen sich die Spuren. Die meisten gingen rechts rauf, also wir auch. Jetzt immer zügig nach oben, auf die Torsäule zu. Ein imposanter Felszacken! Nach weiteren 2 Stunden: Wieder Pause. Diesmal bin ich mit der Hm-Leistung zufrieden. Martin nicht. Es kommt eine steile Steilstufe, in alten Führern heißt sie: Kniebeißer. Sehr bildhaft. Dann wird es wieder flacher, geht a bissl auf und ab, eine weitere Stunde ist um – Pause! Gefühlt sind wir 1 Stunde vom Gipfel entfernt. Gabi und ich werfen Magnesium ein, trinken den mitgebrachten, gesüßten Tee – alles Doping, und sind bereit für die letzte Etappe.

Die endet für uns erst nach 1 ¾ Stunden! 2x noch beträchtlich runter, und weit ist’s, sehr weit; und dann der Schlusshang! So steil – wenn du ausrutschst, kannst unten von vorne beginnen, denke ich. Die Gipfelwechte wäre ein unüberwindliches Hindernis, wäre da nicht Martin, der uns über die Kante hochzieht, Gabi wie eine sportliche Pfarrerin, mich wie einen Mehlsack.

Oben!

Das Matrashaus ist zu, aber der Wirt hat einen Tisch und eine Bank draußen stehen lassen. Danke! Der kalte Wind pfeift ordentlich. Wir finden ein geschütztes Platzerl, genießen das Essen und den atemberaubenden Rundum-Ausblick. Er zwingt auf die Knie, unser Herz schlägt staunend vor dem Schöpfer all dessen.

Weil wir viel Zeit verbraucht haben, müssen wir aufbrechen. Insgesamt 3 Gegensteigungen sind zu bewältigen: einmal tragen wir die Schi, einmal staffeln wir hoch, und einmal fellen wir auf. Die Abfahrt: super steile Hänge, manchmal sogar noch pulvrig (naja, so ähnlich), tolles Panorama, großartige Kulisse. Mir fehlen die Worte der Begeisterung wie damals der Atem ob des vielen Schwingens… Sogar der flache Schlusshang zum Auto geht noch zum Wedeln!

Ein unvergesslicher Tag! Ich frage mich: Wie habe ich das geschafft? Ich, dessen Lieblingssport als Jugendlicher Hallenfußball war: Rumstehen, 8 Schritte laufen, Fuß hinhalten, Tor! Wie schafft so einer 1650 Höhenmeter? Aus mir ist einer geworden, der einen Schritt nach dem anderen macht. Bis er am Ziel ist. Auch im Beruf. Und überhaupt. Auch dafür bin ich sehr dankbar.
Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau in der Evang. Kirche A.B. in Österreich
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