Aufbruch in die Freiheit

2. April 2022

Im Juni 2021 kam die ernüchternde Diagnose: Prostata-Karzinom. Nach langem hin und her entschied ich mich für „actice surveillance“, aktive Beobachtung. Diese ergab – leider – konstant sich verschlechternde Werte, und als im Dezember ein MR ebenfalls in die falsche Richtung ausschlug, entschied ich mich doch zur Operation. Jetzt, am 28. März 2022 war es soweit…

Ihr wisst: Ich bin ein Feigling, und neige zur Hypochondrie, aber ich habe herrlich geschlafen in der Nacht vor der Operation. Es muss an der in den Tagen zuvor erfahrenen Zuwendung und Zuneigung durch Familie und Freunde gelegen haben, und an den vielen Gebeten: Ich wusste mich geborgen und getragen, in Gottes Händen.

In aller Früh raus, rauf in den Operationssaal, den ich schon nicht mehr wahrgenommen habe.

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Aufwachraum. Die ersten beiden lichten Momente da:

Ich höre die laute Stimme des operierenden Primars Dr. Dunzinger. Ich schlage die Augen auf. Er steht direkt vor mir, strahlt mich an, und sagt: „ Es ist alles sehr gut verlaufen, Herr Neubacher. Auch die beiden Nervenstränge rechts und links konnten erhalten werden.“ Aus. Ein großartiger Auftritt! In der Situation, in der dir alles wehtut, und du dich elend fühlst wie nie, brauchst du eine ermutigende Botschaft. Dass der Primar der Urologie in Vöcklabruck einen sehr guten Ruf als Mediziner hat, wusste ich; in dem Moment habe ich gelernt: Er ist auch ein großartiger Kommunikator.

2. Moment: Ich wache wieder kurz auf. In meinem Kopf finden sich Bruchstücke des Psalms 62: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht wanken werde.“ Psalm 62 ist so etwas wie mein ‚Lebenspsalm‘. Immer wieder taucht er an markanten Gabelungen meines Weges auf. Ehrlich: In dieser Situation kann dich wer weiß nicht was beschäftigen oder quälen – du bist da nicht auf der Kommandobrücke. Psalm 62 ist mir in diesem Moment „eingefallen“. Ich musste lächeln: Gott selber wollte mich daran erinnern, dass er meine Hilfe und mein Fels ist…

Die ersten beiden Tage sind echt schlimm, aber am 3. Morgen bin ich aufgewacht, und dachte: Jetzt geht’s aufwärts! Raus Richtung Freiheit! Natürlich: jeden Tag gibt es 3 oder 4 Abbiegemöglichkeiten Richtung „Komplikationen“: Der erste Stuhlgang, die Drainage kommt raus, Duschen(!), der histologische Befund des umliegenden Gewebes (wieder ein grandioser Auftritt des Primars); Katheter raus, … Aber: Ich beginne mich im Krankenhaus zu bewegen: 2 - 3 x 20 min gehen, den Gang rauf und runter.

Begleitet und geholfen hat auf diesem Weg ein unbeschreiblich tolles Team von Ärzten und Ärztinnen, und Pflegerinnen und Pflegern tags und nachts auf der Station! Angefangen bei Dr. Kretz, der die Voruntersuchungen gemacht hat und mich super auf die OP vorbereitet hat, bis zu den Frauen und Männern, die immer kompetent und immer freundlich für uns alle da waren: Das war Klasse! Ich habe mit großer Bewunderung miterlebt, wie teilweise psychisch knifflige Pflege-Situationen mit Fachwissen, Liebe und Geduld gemeistert wurden – das ringt mir ehrlich großen Respekt ab! Und all das im Pflegenotstand…

Die letzten Tage im Krankenhaus habe ich immer öfter sehnsüchtig durch das große, nach Süden gerichtete Zimmerfenster hinausgesehen: Raus in die Freiheit! Geheilt in die Weite des Lebens! Sicher: Es wird noch ein langer Weg bis zur Heilung der Operationswunden (Schonen!!!) und zur Beherrschung des Harndranges (Üben!). Aber: In der 2. Maihälfte winken ein paar coole Dienste um die Ecke; und es könnte sich ja auch noch eine kleine Schitour ausgehen…

Wir bleiben in Verbindung!

Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau in der Evang. Kirche A.B. in Österreich
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