Die Kunst der Kommunikation

24. Juli 2022

Der Gottesdienst war fein, der Kirchenkaffee auch. Ich saß in Wanderklamotten da, schließlich wollte ich gleich aufbrechen. Mein Ziel hatte ich so gewählt, dass ich ‚zufällig‘ um die Mittagszeit an einer Hütte vorbeikommen würde. Doch was ich da erlebt habe…

 

Beginnen wir von vorne: Der Weg ist leicht beschrieben: vom Parkplatz Richtung Westen, immer dem Wanderweg 433 entlang, durch den Katzengraben.

Die 800 Höhenmeter habe ich in gut 1 ½ Stunden ‚verschluckt‘ – ich war sowas von gut drauf! Zwischenstation auf der Hütte, eine Kleinigkeit essen. Der Wirt spricht mich laaaange gar nicht an, dann ‚per Sie‘. Das hab‘ ich noch nie erlebt. Ich bestelle, kriege alles, schmeckt auch alles, aber die Stimmung ist reserviert. Mir fallen all die Hüttenwirte ein, die schon beim Eintreten erklären, dass sie kein Vier Sterne Hotel sind, um den zu extravaganten Wünschen der Besucher Einhalt zu gebieten. Sehe ich etwa so aus, als würde ich Rousette varoise bestellen wollen, und als Nachtisch Crepes duchesse? Ich frage mich: Was habe ich falsch gemacht? Zu laut gegrüßt? Zu leise? Zu freundlich? Zu verhalten? Den falschen Sitzplatz gewählt? Zu sehr nach Schweiß gerochen? Das alles kann man sich selber fragen, aber nicht den Wirt… Den frage ich, ob er eh noch länger da sein wird, weil ich nach dem Gipfelsieg noch einmal zur Nachspeise kommen will. Er legt sich nicht fest: Vielleicht. Warten wird er nicht auf mich. Okay.

Der Weg zum Gipfel des Rossschopfs ist einfach: Immer den Wanderweg 433 weiter nach Westen, eine kleine Steilstufe hinauf bis zur Abzweigung, an der es rechts in ½ Stunde zum Kasberg ginge. Hier links abbiegen, und durch die Latschen in 10 min hinauf zum Gipfelkreuz.

Danke, Gott! Fotopause.

Zurück zur Steyrerhütte. Ich will meine kommunikativen Fähigkeiten schärfen…

Ich bestelle, und mische mich in das Gespräch des Wirtes mit dem Tischnachbarn ein. Sie reden über ein umgefallenes Kreuz auf der Schwalbenmauer, dem Hausberg der Hütte. Da kann ich mitreden, denke ich. Da war ich schon… Leider nein. Es gibt 2 da oben, lerne ich, und ich war beim falschen. Wegstecken. Nach mehreren Versuchen bin ich drin. Der Door-Opener war unser gemeinsamer Bekannter Hartmut, mein Bibelkreis-Freund aus Wiener Studienzeiten, Haralds ehemaliger Chef. Seine Augen beginnen zu leuchten, als wir von Hartmut reden. Harald weiß, dass er evangelisch ist, für die Kirche viel tut, und spricht dankbar über die Zeit mit ihm. Ich oute mich als Evangelischer Pfarrer. Wir sprechen über die Kirche, über Gott und Glauben, und schließlich auch über das Kreuz auf der Schwalbenmauer. Wir planen bei einem Schnapserl die „Neueinweihung“ desselbigen, und schlussendlich ziehe ich, freundlich verabschiedet, fröhlich von hinnen. Leider ohne gefragt zu haben, was zu Beginn das Kommunikationshindernis gewesen war. Vielleicht habe ich es mir ja nur eingebildet.

Die positive Energie nehme ich mit, und verbrauche sie auf dem Rückweg: Der Katzengraben will so schnell nicht aufhören!

Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau in der Evang. Kirche A.B. in Österreich
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