Spuren

5. Februar 2022

 

Der Breitenberg hat mir ein Erlebnis beschert, das ich bisher noch nie – so richtig – hatte: Ich durfte spuren. Was dabei herausgekommen ist…

Ich habe einem Freund von unserer Breitenberg-Tour vor 14 Tagen erzählt. Der – ein Einheimischer – kannte den Berg nicht, obwohl er ihn täglich sieht. Zu unscheinbar. Weil er und seine Familie gerne Schitouren gehen, präsentiere ich also meinen Geheimtipp!

Wir sind das 2. Auto an dem kleinen Parkplatz, und mehr ist wegen des zusammengeschobenen Schnees heute auch nicht möglich. Auf die Schier, fertig, los! Die Forststraße ist mit einem dünnen, aber dichten Schneebelag begehbar. Immer der Nase nach, bis zur Lippenalm. Dort die Überraschung: Keine Spur! Hm. Ich weiß aber, dass man links vom Haus auf den Wald zugeht, schließlich war ich kürzlich da! Also mache ich mich ans Spuren. Ein wenig mulmig ist mir im Bauch, weil ich das noch nie gemacht habe, weil ich die Verantwortung für meine Freunde spüre, und  weil ich nicht alle Nachkommenden ins Nirwana leiten will. Aber: Festen Schrittes im Neuschnee, hindurch durch den Wald, zur nächsten Lichtung hinaus und hinauf zur Forststraße, über die man hätte auch hierher kommen können. Das hat schon mal geklappt.

Jetzt weiter Richtung Westen, bei der Weggabelung hält man sich rechts, und erreicht die Leitneralm. Hier verlockt ein freier Hang nach links hinauf, obwohl der Forstweg einfach grade weiter zur Hoheneckalm führen würde.  Ich lasse mich verlocken… Wir kommen zu einem Stacheldrahtzaun, den wir abschnallend (die Begleiter) oder drüberfallend (ich) bewältigen. Unsere Irrfahrt endet im Steilwald des Hohenecks. Na gut, 50 Höhenmeter hinunter zum eh schon sichtbaren Almweg.

Bei der Alm ist Pause. Ein größere Gruppe Schneeschuhgeher holt uns ein, und eine Tourengeher-Gruppe. Die haben es eilig und deshalb bin ich ab jetzt des Spurens entbunden…

Wir folgen ihnen mit Respektabstand um die Ausläufer des Hohenecks herum, etwas abwärts, schließlich durch ein Wäldchen hindurch zum 300 Höhenmeter messenden, freien Gipfelhang. Gut: es stollt an, der Nebel fällt ein, kalt wird’s, aber dennoch: die Vorfreude auf diese Abfahrt ist groß! Oben am Sattel zwischen den beiden Gipfeln ist für die andere Gruppe Schluss.

Wir spuren weiter hinauf zum linken, westseitigen Gipfel des Breitenbergs. Der ist 11 m niedriger als der ostseitige, aber im Gegensatz zu diesem frei und bietet eine großartige Sicht: Nach Süden ins Gebirge, nach Norden auf den Attersee und in den Attergau … wenn kein Nebel dieselbe verhindert.

Weil es kalt und grauslich ist, hauen wir ganz schnell wieder ab.

Zurück zum Sattel ist’s a bissl eng, da ist kleinräumiges Kurven nötig. Dann das Schwingen über die unverspurten, freien Hänge: Ein voller Genuss; die Forststraße runter okay, der letzte kleine Abstecher von ihr führt in schon sehr schweren Schnee. Die Abfahrt war bis zum Auto möglich.

Thema ‚spuren‘: Vorangehen ist verantwortungsvoll. Andere verlassen sich auf den Spurer. Deshalb sollte er / sie gut vorbereitet sein – besser als ich es war. Es kostet auch Kraft, die erste Spur zu ziehen. Und man darf nicht zu stolz sein, einen Irrweg einzugestehen, und zu sagen: Es tut mir leid, ich habe euch in die Irre geführt.

Das alles gilt auch für’s Vorangehen in geistlichen Dingen, deshalb denke ich, das könnte nochmal eine Predigt werden…

Schön war’s!

Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau in der Evang. Kirche A.B. in Österreich
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